Neuseeland - Reise ans andere Ende der Welt
In diesem Blogbeitrag berichte ich über meine dreiwöchige Reise nach Neuseeland. Ich werde diesen jeweils aktualisieren.
Vom 20. September bis 11. Oktober 2025 bin ich drei Wochen in Neuseeland unterwegs - inklusive Flugreise, welche insgesamt eine der längsten weltweit ist. Was jetzt auch nicht verwundert, ist Neuseeland wirklich fast genau am anderen Ende der Welt von der Schweiz aus gesehen.
Wieso aber eigentlich Neuseeland?
Nun, das Land hat mich eigentlich schon seit langem interessiert. Einerseits weil es eben maximal entfernt ist und trotzdem seltsam vertraut erscheint, andererseits natürlich auch als Filmfan. Den Entscheid, die Reise nun wirklich zu machen, reifte eigentlich im letzten Jahr, welches in gesundheitlicher Hinsicht herausfordernd war und ein bisschen meine Prioritäten umdenken liess. So habe ich mir gesagt, dass ich dieses Land nun selber erleben möchte: Eigenständig, kompromisslos und verloren, wenn was schief geht!
Vorab ein Hinweis in eigener Sache:
Mein Schreibstil in diesem Blogpost ist offensichtlich ein anderer als sonst. Der Grund ist einfach: Hier geht es mir nicht um Korrektheit, Fakten und Sachlichkeit, sondern um Authentizität, Humor und Emotionen. Das geht definitiv am einfachsten, wenn man so schreibt, wie man denkt. Das ist somit auch kein seriöser Reiseblog, wo man sich wertvolle Informationen für die eigene Reise erhoffen sollte.
Ich werde nach Abschluss der Reise den Post dann auch grundsätzlich überarbeiten. Aber bis zu diesem Zeitpunkt funktioniert er quasi als Tagebuch.
Samstag, 20.09.2025: Brüten in Doha
Auf dem Weg von Zürich nach Auckland mache ich einen mehrstündigen Aufenthalt in Doha. Die Einreise ist absolut probemlos. Da ich mich null auskenne und es bereits schon dunkel ist, bin ich in der Metro einfach bei Legtaifiya ausgestiegen, wo sich die verschiedenen Linien treffen.
Als ich aussteige, merke ich erstmal, wie heiss es wirklich ist ohne Klimaanlage. Sehr heiss, obwohl die Sonne schon lange nicht mehr scheint. Komische Sache, diese Wüste.
Lohn für meine Mühsal ist ein gesundes, sorgfältige nach Nährwerten ausgewogenes Nachtessen mit einem schönen Ausblick auf die künstliche Pearl-Insel. Philips Hue auf Steoriden.
Das Essen muss ich allerdings gegen einen Kater und seinen Sohnemann verteidigen, die nur darauf warteten, dass ich mich vom Ausblick zu lange ablenken lasse. Beide sind allerdings zusammen eine halbe Porition gegenüber meinem daheim und ich habe keine Intention, das zu ändern.
Danach wandere ich noch etwas ziellos n Doha, finde aber nichts bewandernwertes, weshalb ich mich dann irgendwann wieder zum Flughafen aufmache.
Montag, 22.09.2025: Blowin' in the Wind in Auckland
Flugreise von 16h von Doha nach Auckland mit einer Boeing 777-200LR verläuft erstaunlich reibungslos. Oder ich hab es verpennt, da der Start um 4 Uhr morgens gewesen ist. Geweckt werde ich immer wieder, weil man mir unbedingt was servieren möche. Allerdings ist mein Magen immer noch in der mitteleuropäischen Zeitzone.
Nach der Ankunft in Auckland werde ich ruckzuck immigriert, danach hole ich das Auto bei Europcar. Toyota Yaris - ein Traum... Aber als VW-Polo-Fahrer sind die Ansprüche eh schon niedrig gehalten.
Wer die Front genau ansieht, erkennt Der Schrei von Edvard Munch. Ich verstehe ihn. Aber wir müssen da jetzt beide durch!
Koffer passt perfekt rein. Aber halt nur der Koffer.
Linksverkehr ist anfangs gewöhnungsbedürftig, was spannend ist, wenn man gleich am ersten Tag mitten in die grösste Stadt Neuseelands fahren muss. Ich fahre zunächst einfach mal einem hinterher in der Hoffnung, dass wir das selbe Ziel haben. Haben wir nicht. Ein weiteres Problem ist, dass ich statt Blinken die Scheiben wische. Auch gut, kann nie schaden. Hoffe aber auf Regen, damit es weniger dumm aussieht.
So fahre ich scheibenwischend bei jeder Abzweigung nach Auckland, mitten rein ins Getümmel. Navi seid dank, das Hotel gefunden, im Parkhaus daneben parkiert, die Parkkarte in meine garantiert kartensichere Smartphone-Hülle und danach ab zum Hafen.
Die kommende Katastrophe hatte also einen perfekten Anfang.
Ich laufe so ca. 2-3 km also zum Hafen, vorbei an schönen und nicht so schönen Häusern. Es ist windig. Am Hafen ankerte stattlich die Crown Princess und wird mit Mensch und Material befüllt. Ein paar Fotos hier, ein paar Fotos da... Es windet immer wilder. Der Blick auf die Hülle zeigt plötzlich fast gähnende Leere. Ich glaub, da war noch mehr drin als die Parkkarte, wie z.B. Kredit- und Debitkarte?
Nun, jetzt offenbar nicht mehr.
Das Spiel ist bekannt: Man sucht, aber es ist letztendlich absurd, mitten im Wind mit Orkanstärke nach zwei Kärtchen nach ISO/IEC 7810 ID-1 Standard zu suchen. Somit nach 5 Sekunden aufgegeben.
Zwei Probleme werden mir schnell offensichtlich: Bargeld abheben geht dummerweise kontaktlos nicht und der Autovermieter!
Die Autovermieter benötigen tatsächlich die physische Karte für das Deposit, mit der man auch wirklich gebucht und auch bereits bezahlt hat. Für die Nordinsel habe ich das bereits gemacht - mit der noch vorhandenen Karte. Für die Südinsel hingegen musss ich nach der Überfahrt ein neues Auto übernehmen und das ganze Spiel erneut durchlaufen. Anruf beim Kundendienst konnte mir keine Auskunft geben, ob das dort dann ein Problem werden könnte. Kartenverlust muss ein absoluter Edge Case sein.
Aber gut, der Norden ist immerhin gerettet! Der ist mir tatsächlich auch etwas wichtiger als der Süden, wo ich die Ferien eher ausklingen werde für ca. neun Tage. Ich bin da auch gerade sehr froh, dass ich dort noch kein Hotel gebucht habe und sehr flexibel bin. Ob auch mobil wird eine andere Frage sein.
So war ich letztendlich die ersten Stunden in Neuseeland damit beschäftigt, den Europcar-Kundendienst zu malträtieren, die Karten zu sperren und Bargeld via Western Union zu organisieren. Mit bestem Dank nach Hause an dieser Stelle!
Die neuen Karten sind nach 24h dann auch tatsächlich wieder in der Wallet des Smartphones verfügbar, aber halt nicht physisch.
Kurzum: Auckland war jetzt nicht so wahnsinnig positiv! Aber morgen geht es aufs Land, mein natürliches Habitat!
Dienstag, 23.09.2025: Flucht nach Thames
Frühmorgens aufgestanden, das Geld von Western Union geholt (ging am Vortag leider nicht), mich über den wiedererlangten Reichtum gefreut, Koffer gepackt und diesen mit dem Gabelstapler milimetergenau in den Yaris manövriert.
Danach scheibenwischend aus Auckland gefahren. Es hat schliesslich geregnet.
Zum Glück ging es eigentlich nur geradeaus und ich ertappe mich, dass ich ab und zu so gefahren bin, wie in der Schweiz. Dann aber an die Kaution gedacht und wieder so gefahren, wie es die Verkehrsregeln wünschen.
So bin ich nach Thames gefahren, wo mein nächstes Hotel ist. Schönes Küsten-Städtchen, viele Läden, erstaunlich viele davon Fast-Food (McDonalds, Domino, KFC, Subway...), aber alles sehr handlich gestaltet.
Da ich aber um 15 Uhr beim Hotel eingecheckt habe, kurz mich hingelegt und dann einfach so sieben Stunden durchgeschlafen habe, werde ich die Fotos wohl erst morgen richtig machen können.
Die Zeitumstellung zollt noch ihren Tribut.
Mittwoch, 24.09.2025: Nerden in Hobbiton
Gut ausgeschlafen aufgewacht und Regen gehört. Suboptimal, weil heute schönes Wetter zu sein hat.
Denn heute geht es nach Hobbiton! Was ich von den beiden Herr-der-Ringe- und Hobbit-Trilogien halte, habe ich ja schon kundgetan. Kurzum: Meisterwerk! Also eine davon. Beide aber haben eines gemeinsam: Die Liebe zum Detail! Und Hobbiton entstand nicht aus Bits und Bytes sondern wurde wirklich gebaut und ist seit Jahren ein Touristen-Hotspot.
Aber hier zunächst noch die versprochenen Bilder von Thames.
Meine Tour beginnt um 15 Uhr, also noch genügend Zeit, Flora und Fauna kennen zu lernen. Nördlich von Thames gibt es den Coromandel Forest Park, deshalb ab ins Auto. Es schüttete mittlerweile, aber die Strasse war wirklich gut, Edvard - ich nenn mein Auto nun so, weil siehe 22.09. - haftet gut und gleitet durch die Kurven wie auf Schienen. Die Assistenzsysteme laufen vermutlich deshalb im roten Bereich. Etwas verwirrt stelle ich fest, dass Maximalgeschwindigkeit 100 km/h ist. Auf kurvigen Landstrassen. In der Schweiz wären bei einigen Stellen 50 km/h sogar umstritten.
Kurz geprüft, wie viel Zeit ich noch bis Hobbiton habe und wie lange eine Spritztour um den Forest Park dauern würde. Mutig entschieden, dass die 200 km um den Park absolut machbar sind.
Die Tatsache, dass ich unbegrenzt Kilometer gebucht habe und Gefahr laufe, nicht den ganzen Zeitraum zur Verfügung zu haben, hat natürlich nichts mit dem Entscheid zu tun.
Nach drei kurvigen und regnerischen Stunden die Rundtour beendet, innerlich schon von der Kaution verabschiedet, Kaffee getrunken und dann Richtung Matamata gefahren.
Mittlerweile hat der Regen etwas nachgelassen, aber die Wolken hängen tief und sind dunkelgrau. Angekommen bei Startpunkt der Hobbiton-Tour regnet es nicht mehr. Gut, gut... Vielleicht hat mein Kreditkarten-Opfer den Regengott gnädig gestimmt!
Und schon geht es los! Der Tourguide fragte noch jeden von wo er kommt und ich höre von irgendwo laut und begeistert "Switzerland!". Folgerichtig halte ich Abstand zu denen.
Was man erst vor Ort erkennt: Das Land, wo Hobbiton gebaut wurde ist ingesamt riesig! Es ist auch auf dem Grundstück der Familie Alexander, welche offensichtlich viele Schafe halten. Das ist ein reines Schafparadies! Saftiggrüne Hügel mit kleinen weissen hopsenden Punkten. Es ist ja Frühling in Neuseeland und gefühlt 50% der Schafe sind Jungtiere. Das alleine ist schon ein Besuch wert.
In Hobbiton angekommen entspricht das Wetter quasi einem halbvollen Glas: Nicht perfekt, aber es hätte deutlich schlimmer sein können.
So möge die Fotosafari beginnen!
Nun, hat sich der Besuch gelohnt? Absolut, ja! Ich kann es jedem Neuseeland-Reisenden empfehlen, egal ob er die Filme nun mag oder nicht. Denn auch aus rein handwerklicher Perspektive ist das unfassbar, was aus dem Boden gestampft und vor allem auch weiter unterhalten wird!
Donnerstag, 25.09.2025: Am Tor zur Hölle in Rotorua (nicht Olten)
Die Nacht in einem B&B nähe Matamata verbracht. Eine Art Bungalow mit kleiner Terrasse. Sehr nett, Kaffee und Corn Flakes frei Haus. Sowieso muss ich mal sagen: Die Gastfreundschaft resp. generell Freundlichkeit der Menschen ist ausserordentlich. Meine anfängliche Unsicherheit, ob mein Englisch für fliessende Konversationen über das übliche hinausreicht, ist deshalb mittlerweile auch verflogen.
Diesbezüglich noch eine amüsante Episode an der Reception in Auckland: Ein asiatisches Päärchen war da, konnte kein Englisch. Also wirklich null. Sie gaben der Receptionistin das Smartphone, wo irgendeine Übersetzungsapp lief, damit diese dann reinsprechen konnte. Das wurde dann offenbar als übersetzter Text angezeigt.
Fand das faszinierend. Nicht jetzt unbedingt technisch, sondern wegen des Mutes der beiden. Als würde man ohne Kreditkarten in ein fremdes Land...
Aber zurück nach Matamata!
Also, die Hausherrin warnt mich von meinem nächsten Ort namens Rotorua! Über den Tag ganz nett und okay, aber Nachts laufen schaurige Gestalten herum. Kenne ich schon aus Olten, insofern kein Problem.
Sachen gepackt und ab die Post!
Vor dem Ort begrüsst mich dann ein freundliches Schild mit der Inschrift "Hell's Gate" und es riecht nach Schwefel. Okay, also wirklich wie Olten. ich steige mal aus und entdecke, dass es da heisse Therme gibt. Ah, ja... Höllentor.. kreativ. Ich gebe Charon, dem Kassierer, einen Obulus von NZD 45, will explizit eine nicht geführte Tour und marschierte los. Links und rechts dampfte und blubberte es. Vorne verweilt eine Gruppe mit einem übermotivierten Führer, der meinen Entscheid als absolut richtig bestätigt.
So gehe ich also meines Weges und fotografiere blubberndes und dampfendes Wasser. Ab und zu ist es aber grün und blüht. Hier eine Auswahl:
Freitag, 26.09.2025: Rasend nach Taupo
Ich übernachte in Rotorua in einem Motel. Daneben ist ein grosszügiges Aussengehege mit Schafen und Apacas, welchen ich am nächsten Morgen besuche. Die Apacas kommen stürmisch auf mich zu, vermutlich weil sie in meiner Tasse Futter und nicht Kaffee erwarten. Ich bin nun verunsichert, was die Konsequenzen der Entäuschung sein werden. Spucken Apacas? Bei Katzen kenne ich die Zeichen des Zorns, bei Apacas nicht. Also halte ich Sicherheitsabstand und entferne mich wieder.
So steige ich ins Auto und mache mich auf den Weg nach Whakatane. Die Sonne scheint eigentlich erstmals in dieser Woche so richtig schön. Die Regenwolken sind aber entfernt immer noch sichtbar und zeigen, dass man sich nicht zu früh freuen sollte!
In Whakanate angekommen möchte ich eine lokale Spezialität essen und wähle einen Kebab Scharf mit allem. Danach geht es weiter nach Taupo. Die Strecke zeigt rund 160 km an, mitten durch ein riesiges Waldgebiet. Die Strasse ist meistens geradeaus, 100 km/h Standard. Der Wald selber ist derart dicht und zeitweise bedrohlich nahe an der Strasse, so dass es mich nicht wundern würde, wenn plötzlich ein Viech oder Baumbart persönlich auf die Strasse laufen würde.
Was leider auffällt: Die Anzahl der Roadkills. Gefühlt alle 500m ist was plattgefahren. Ich fahre somit lieber etwas in der Mitte, was Edvards Assistenzsystemen nicht gefällt.
Mittlerweile habe ich tatsächlich die 1'000 km übertroffen. Nicht schlecht für rund vier Tage. Was man wissen muss: Auckland nach Wellington - also quasi (fast) vom Norden bis zum Süden der Nordinsel beträgt auf der Schnellstrasse unter 700 km. Auch wenn man der Westküste entlangfahren würde. Ich fahre also eher zickzackmässig in den Süden. Ich nehme "unbegrenzte Kilometeranzahl" wörtlich und nutze es gnadenlos aus.
So komme ich nun in Taupo an, checke ins B&B ein, lerne den Haushund Elvis kennen. Etwa so gross wie meine Katze, aber halb so schwer. Ich muss jeweils ein Gater schliessen, damit Elvis nicht das Gebäude verlässt. Es ist 40 cm hoch.
Danach mache ich mich auf den Weg zu den Huka Falls, Wasserfälle des Waikato River, die von Lake Taupo abfliessen.
Samstag, 27.09.2025: 30 Meter unter der Erde mit Glühwürmchen
Erneut kalte Nacht, aber die Sonne schien schon frühmorgens und der Himmel ist weitgehend blau. Eigentlich das erste Mal hier in Neuseeland. Elvis sonnte seinen kleinen Bauch vor meiner Türe, ich schiebe ihn weg. Als Türstopper taugt er nicht.
Diesmal erstmals mit Morgenessen. Wir kommen ins Gespräch, ich erzähle von meinem Missgeschick in Auckland. Der Hausherr bestätigt, dass es ihm erst kürzlich auch passiert ist. Er konnte die Karten allerdings auf dem Boden noch finden. Doch kein geteiltes Leid!
Ich verabschiede mich und fahre wohlgenährt ab, was das nächste Bild veranschaulichen sollte.
Eigentlich habe ich vorgehabt, direkt nach Raetihi zu fahren, wo ich zum ersten Mal zwei Tage am Stück bleiben werde. Ich bin froh darüber, denn diese Nonstop-Zügelei nervt. Da ich ja aber unbegrenzte Kilometer gebucht habe und ich maximal ausnutzen werde, kurzfristig entschlossen 150 km Richtung Nordwesten zu fahren und dort eine Höhlentour in den Waitomo Caves zu machen.
Am Ort angekommen halten einige Crocs passend für die Tour. Nun gut, es geht mehr oder weniger gepflegt und ebenerdigen Weges durch die Höhle. Zuerst gehen wir aber einen spiralförmigen Weg nach unten. Wie tief ist schwer zu sagen. Ich würde jetzt 30 Meter schätzen. Ich mach natürlich ein Foto mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass was schief gehen könnte. Tut es erstaunlicherweise nicht und runter gehts!
Danach sehen wir erste Stalaktiten (nach unten), Stalagmiten (nach oben), Fossile, Glühwürmchen und eine Rafting-Gruppe.
Wieder zurück im Tageslicht geht es nun definitiv Richtung Raetihi durch den Nationalpark natürlich mit 100 km/h.
Unterwegs wieder allerhand Kühen, Schafen, Pferde und Ziegen begegnet. Letzeres auch gerne ausserhalb des Zaunes neben der Strasse. Da kann man nur alles Gute für die Zukunft wünschen.
Das Problem: Es gibt schlichtweg keine Möglichkeit anzuhalten. Man brettert förmlich durch wunderschöne Landschaften, ohne es richtig geniessen zu können. Finde ich schade.
Irgendwann habe ich dann aber doch eine Gelegenheit gesehen anzuhalten um eine Schafherde zu fotografieren.
Es kommt im Bild natürlich nicht so gut rüber wie die Wirklichkeit, aber Tatsache ist: Die Nutztiere haben hier in der Weidehaltung natürlich unglaublich viel Platz - gemeinsam mit ihren Jungtieren! Alles ist saftig grün bis zu den Hügelspitzen und sie verbreiten sich dementsprechend über grosse Flächen.
Rein optisch ist das wirklich toll anzuschauen, aber es wird sicher auch hier Schattenseiten geben.
Letztendlich komme ich nach insgesamt über 300 Tageskilometer in Raetihi an, werde herzlich von einem älteren Paar empfangen. Den Hausherrn verstehe ich zwar nicht gut, aber die Tonlage verrät, dass er Fragen stellt, die ich einfach mal bejahe. Und ich stelle erfreut fest, dass ich eigentlich eine Komplettwohnung mit Cheminée für mich alleine habe.
Frieren werde ich heute und morgen also nicht!
Sonntag, 28.09.2025: Rundreise um den Tongariro Nationalpark
Aufgewacht, das Kaminfeuer wärmt bereits die Wohnung angenehm. Die Sonne scheint und ich vermute langsam ein Muster: Am Morgen Sonne und himmelblauer Himmel, ab Mittag dann eher bewölkt.
Ganz in der Nähe ist der Vulkan Ruapehu, mit rund 2800m der höchste Punkt der Nordinsel und sollte um diese Zeit schneebedeckt sein. Und davon will ich Fotos schiessen, deshalb ab ins Auto und los.
Auf der linken Seite erscheint er langsam, wie erhofft schneebedeckt, aber mit Wolken um die Spitze - oder was man bei einem Vulkan als Spitze bezeichnen kann. Ansonsten mehr oder weniger blauer Himmel. Nur das bekannte Problem: Ich kann nirgends richtig anhalten. Deshalb fahre ich noch ein paar Kilometer und erkenne, dass ich zumindest hier auch nicht näher zum Berg fahren kann, da militärisches Trainingsgebiet. Ganz in der Nähe ist ein Stützpunkt.
Leuchtendroter Yaris wäre sicher super Zielübung. Wollen wir nicht. Vor allem nicht Edvard.
Ich halte trotzdem an, da selber nicht waffenlos: Objektiv 24-120mm! Montiere es an meiner Kamera und schiesse ein paar Fotos:
In Waiouru ist das National Army Museum, welches ich besuche. Neuseeland hat eine erstaunliche Kriegsgeschichte und beklagte in beiden Weltkriegen rund 30'000 Verluste. Dies macht auch den Hauptteil des Museums aus. Seitdem ist Neuseeland in den grösseren Konflikten bezüglich Logistik, Wiederaufbau, Ausbildung und Sanität involviert.
Nach dem Museum fahre ich nach Bulls, wo es überall - Überraschung - Stierfiguren gibt. und dann wieder Richtung Raetihi. Insgesamt sind das lange Strecken, die ich fahre und mittlerweile bin auch bereits bei rund 1'700 gefahrenen Kilometern.
Unterwegs konnte ich nun mit dem Objektiv doch noch endlich das eine oder andere Tier näher zu mir holen, zumindest wenn es im Gehege ist. Wie bereits erwähnt, gibt es aktuell extrem viele Jungtiere. Entsprechend scheinen vor allem die Schafe überaus vorsichtig zu sein. Die Rehe hingegen waren seltsamerweise kollektiv neugierig.
Montag, 29.09.2025: Fahrt nach Wellington mit Stopp in Rivendell
Ich mache mich frühmorgen auf, denn die letzte grosse Autofahrt steht an - zumindest auf der Nordinsel. Es geht nach Wellington, die Haupstadt von Neuseeland, welche ca. 300 km entfernt ist. Wellington ist zwar Hauptstadt, aber deutlich kleiner als Auckland - sowohl in Grösse als auch Bevölkerungsanzahl. Ich habe etliche Rezensionen gelesen, wo es schöner als Auckland bezeichnet wird.
Ich habe Hoffnungen. Allerdings wird es auch als "die windigste Hauptstadt der Welt" bezeichnet. Oh oh...
Das Wetter ist auf der Fahrt sehr unbeständig. In Raetihi regnete es stark, danach war es nur noch stark bewölkt und jeder weiter ich gegen Süden fahre, desto mehr scheint die Sonne.
Bevor ich in Wellington ankomme, besuche ich den Kaitoke Regional Park, welcher als Drehort von Rivendell (Bruchtal) gedient haben soll. Dort angekommen merke ich, dass der Park wirklich riesig ist und ich letztendlich keinen Plan habe, wo der Drehort gewesen sein soll. Wie soll man Rivendell so nur finden?
Indem man dem Wegweiser "Rivendell" folgt.
Dort angekommen findet man allerdings nichts, was einen an Rivendell erinnert. Kein Wunder, wurde auch alles abgebaut und von der Vegetation wieder übernommen. Ein paar Hinweise gibt es allerdings noch.
Insgesamt kann man es besuchen, muss man aber nicht.
Weiter geht es nun die letzten Kilometer nach Wellington. Die Sonne scheint, der Himmel strahlend blau. Ich finde mein Hotel relativ schnell und erkundige die Stadt.
Und ganz klar: Wellington ist deutlich schöner als Auckland. Zumindest für mich.
Dienstag, 30.09.2025: Vom Winde verweht in Wellington
Der Tag beginnt freundlich, das Kratzen im Hals ist es weniger. Hilft nichts, da heute Auto zurückgegeben werden muss. Könnte ich auch erst morgen, aber da morgen früh die Fähre Richtung Südinsel fährt, will ich es nicht drauf ankommen lassen.
Aufgetankt, gewaschen und abgegeben. Alles gut. Nachfrage am Schalter, wie es denn jetzt für die Südinsel aussieht, ist die Antwort, ich müsse nur Führerausweis zeigen. Den habe ich. Bin mal vorsichtig optimistisch. Von Mittwoch bis Samstag habe ich in Picton das Hotelzimmer gebucht für alle Eventualitäten.
Aber in Wellington somit noch die letzten Stunden verbracht. Es windet wie blöd und es ist gefühlt 8 Grad. Auckland war nichts dagegen. Trotzdem gibt es Verrückte hier, die in kurzen Hosen und T-Shirts herumlaufen, als wäre das bei dem Wetter normal. Mein Immunsystem hingegen macht langsam schlapp, ich laufe aber dennoch ein paar Kilometer am Strand entlang.
Der gestrige Eindruck von Wellington bestätigt sich erneut. Gefällt mir. Moderne Hochhäuser, kombiniert mit "traditionellerer" Bauweise nimmt der Stadt die typische Grossstadt-Atmopshäre.
Hier eine Erkenntnis: Den Tag in Auckland hätte ich lieber in Wellington zusätzlich verbracht.
Mittwoch, 01.10.2025: Auf zur Südinsel!
Frühmorgen geht es mit der Fähre von Wellington Richtung Picton los. Die Fahrt dauert rund 3.5 Stunden, ist gemützlich und unspektakular. Hab mir einen Platz in der Queen Charlotte Lounge gegönnt, damit ich besser aus dem Fenster sehe.
Was ich sehe: Relativ gutes Wetter in Wellington, was ich bald sehen werde: Nicht so gutes Wetter in Picton.
In Picton angetroffen schnurstracks zum Autovermieter - mit Vorfreude auf mühsame Diskussionen. Aber... Ging ganz fix und nach fünf Minuten sass ich schon im neuen Auto. Erneut Toyota Yaris, aber grösser, stärker und grauer. So schnell wie möglich weg gefahren, bevor sie merken, dass es vielleicht doch noch Probleme geben könnte.
Danach ab ins hiesige Hotel. Leider hat sich meine Erkältung in der Zwischenzeit doch deutlich verschlechtert, weshalb ich mich in der Apotheke vor Ort eindecke. Heute und wohl auch morgen wird es nichts mit Ausflügen. Aber gut ist, dass ich drei Übernachtungen hier habe - als hätte ich es geahnt. Somit habe ich einerseits Zeit, mich zu erholen und die nächsten Übernachtungen und Ausflüge zu planen.
Ab Samstag bin ich für zwei Nächte in Kaikoura, wo ich (hoffentlich) Pottwale auf einer Whale Watching-Bootsfahrt sehen werde. Danach werde ich vermutlich schon nach Christchurch fahren, wo dann am Samstag nächste Woche auch meine Rückreise beginnen wird. Aber Christchurch ist ideal als Ausgangsort für Ausflüge. Eine Ganztagestour habe ich nun mittlerweile auch gebucht und zwar zum Mount Sunday am nächsten Donnerstag. Sollte das Wetter dann einigermassen gut sein, dürfte das spektakulär werden.
We'll see...
Freitag, 03.10.2025: Hustend rumdüsen zwischen Picton und Nelson
Der Donnerstag war leider ein verschenkter Tag, den ich hustend im Bett verbrachte. Die Bronchien rumbarasselten.
Freitag wurde hingegen langsam besser. Also mache ich mich auf, steige ins Auto und fahre zum ersten Mal auf der Südinsel eine längere Strecke. Es geht nach Nelson Richtung Westen, den Marlborough Sounds entlang- eine ziemlich ausgedehnte Künstelinie die noch schlimmer zerrissener ist als die Grenzen des Kantons Solothurn. Eigentlich sollte man die per Boot begutachen, aber Wetter ist nicht gut und Wasser werde ich am Sonntag noch genug kennen lernen. Und gemäss Wetterbericht von unten und oben.
Also fahre ich los. Und so ganz begeistert bin ich vom neuen Auto nicht. Ist schon mehr Typ Familienauto, der einen an der Hand nimmt und sie nicht loslässt. Da erlaubte Edvard auch mit Assistenzsystemen schon mehr und war auch spurtstärker.
Ich halte an einigen Stellen, die nicht so schlechte Motive abgegeben würden, auch wenn die Sonne zu 99% nicht durchkommt. Auch eine Kirche gefunden, wo alle willkommen sind. Man beachte den Stacheldraht.
Daheim noch ein paar Fotos aus meinem Zimmer geschossen. Schlecht ist die Aussicht nicht, muss ich schon sagen.
Dann zum ersten Mal in einem richtigen Restaurant gegessen, denn ich brauchte Gemüse und Vitamine, was über das Gürkchen und die Tomate im Burger hinausgeht! Und Wein, denn schliesslich sind wir ja offensichtlich in einem Weingebiet, da wäre es eine Schande, keinen zu nehmen! Die Küche ist englisch geprägt und nicht überall ist ein Gordon Ramsay, aber für mich war es so genau richtg. In der Schweiz hätte ich zudem vermutlich für alles mindestens 50% mehr gezahlt.
Samstag, 04.10.2025: Fahrt nach Kaikoura
Am Samstag mache ich mich nun auf Richtung Kaikoura. Ein relativ kurzer Weg von 160km mehrheitlich an der Ostküste entlang. Am Anfang regnet es wieder einmal. Unterwegs bei der Awatere River Rail Bridge angehalten, welche 1902 fertig gestellt wurde. Links und rechts gibt es wieder weitläufige Weinberge, was in Kombination mit dem kalten und schlechten Wetter etwas komisch wirkt. Aber ich kann bestätigen, dass zumindest der Pinot Noir den ich getrunken habe, sehr gut ist.
Mit der Zeit wird die Landschaft dann interessanter. Berge tauchen auf und in Kombination mit dem Nebel resp. Wolken sieht das ziemlich wild aus! Wenn dann noch das Meer auch noch auftaucht, dann hat man die erhoffte Neuseeländische Kombination!
In Kaikoura angekommen gibt es wieder die klassische Einkaufsmeile in der Hauptstrasse. Kurze Verpflegung, dann zum Check In ins Hotel. Angekommen wird das Auto und das Zimmer von der sehr zutraulichen und aufdringlichen Hotelkatze inspiziert.
Am Abend dann noch geklärt, wo ich Seehunde finde am Strand. Einige schon gesehen, aber die Fotos mache ich erst morgen, sofern es das Wetter erlaubt. Dann sicherlich mit der Vollformatkamera mit dem Objektiv. Deshalb nur mal stalkende Möven fotografiert.
Die Whale Watching Tour habe ich wegen dem Wetter auf Montag verschoben, da die Regenwahrscheinlichkeit deutlich geringer sein soll.
Sonntag, 05.10.2025: Tierischer Sonntag in Kaikoura
Relativ früh aufgestanden, da ich die Seehunde in der Nähe und aus der Nähe fotografieren möchte. Also mache ich mich auf zum Recreation Reserve Park. Die Wetterlage ist wie in den letzten Tagen üblich sehr unbeständig und unvorhersehbar, gibt aber schöne Motive mit den entfernten Bergen im Hintergrund.
Im Park angekommen wird man schon mal gewarnt, dass Seehunde-Bisse schmerzen. Glaube ich, ohne es erfahren zu müssen. Der felsige Untergrund ist soweit gut begehbar, ausser es ist mit Seegras kombiniert. Aber ich kann mich schon mal gut den ersten zwei Seehunden nähern und sie fotografieren. Allerdings nicht zu nah, denn plötzlich gibt es eine Reiberei zwischen den zwei. Lassen wir sie streiten und gehen zum nächsten, der friedlich döst. Drei Meter Abstand sind möglich. Coole Sache!
Danach eingekauft, um daheim zu frühstücken. Dort werde ich sofort von zwei Hunden und einer zweiten Katze in Beschlag genommen. Diese Kombination sieht man so auch nicht oft. Also 10 Minuten mit den dreien gespielt und geknuddelt. Bis es dann auch anfängt zu regnen.
Im Verlauf des Nachmittages wird es dann auch bitterkalt, gefühlt nur knapp über den Nullpunkt. Jetzt auf Whale Watching Tour wäre jetzt definitiv nicht mein liebster Zeitvertreib.
Montag, 06. Oktober 2025: Buckel- statt Pottwale, dafür absurd schönes Wetter!
Die Sonne scheint. Seltsamerweise. Das Wetter wird im Verlauf des Morgen so absurd gut, dass ich es nicht glauben kann. Und es ist sogar warm - also gefühlt fast 20 Grad! Was für ein Kontrast zu gestern!
Und jetzt ist schon klar: Whale Watching ist perfekt heute!
So tuckerte ich bald mit ziemlich vielen Touristen aus Japan und/oder Südkorea mit einem Katamaran auf die hohe und mehr oder weniger ruhige See. Für etwa drei Stunden. Nach ca. 15 Minuten nach dem Start und ein paar Kilometer von der Küste entfernt, hält das Schiff. Man darf wieder aufstehen. Sofort gibt es überall diverse Modelshooting mit coolen Posen.
Mein Objektiv fokussiert was anderes: Zwei Buckelwale-Bullen und ein Weibchen offenbar, sagt die Moderatorin.
Wird schon stimmen, ein Namensschild haben sie ja nicht.
Auf jeden Fall keine Pottwale! Die sind aktuell nicht zugegegen und betreiben Job-Sharing mit den Buckelwalen. Schade, aber auch cool.
So umkreisen wir uns über eine Stunde. Die Wale sieht, hört und riecht man gut. Um sie herum schwimmen zahlreiche Delfine und in der Luft sieht man den einen oder anderen Albatross. Im Hintergrund die verschneiten Bergen auf dem Festland. Kitschiger geht nicht mehr.
Gute Fotos zu machen ist allerdings nicht ganz einfach. Deshalb hier mal eine kleine Auswahl der eher gelungenen.
Nach dem Whale Watching steige ich ins Auto und fahre nach Christchurch der Küstenlinie entlang. Tatsächlich schon der letzte Ort meiner Reise. Hier werde ich fünfmal übernachten, bevor ich am Samstagmorgen dann wieder zurückfliege.
Dienstag, 07. Oktober 2025: Ausflug zum Lake Tekapo
Die Sonne hat einen Lauf, ergo entscheide ich mich kurzfristig zum Lake Tekapo zu fahren - ziemlich im vertikalen und horizontalen Zentrum der Südinsel. Tatsächlich war Tekapo ein potentieller Übernachtungsort, allerdings habe ich mich dazu entschieden von Christchurch aus längere Fahrten zu unternehmen um an die Hotspots zu gelanden.
Und ja, das ist tatsächlich eine längere Fahrt! Die Distanz für einen Weg beträgt rund 250 km, somit ist klar, dass ich für Hin- und Rückweg 5-6h einplanen muss.
Dort angekommen ist das Wetter wunderbar und ich besuche dabei auch die Church of the Good Sheperd, welche zu meinem Erstaunen sehr nah beim Ort und neben der Hauptstrasse ist. Erstaunt deshalb, weil auf den mir bekannten Fotos die Kirche abgelegen scheint. Ist definitiv nicht so, und meine Fotos sollen diesen Eindruck aber auch nicht korrigieren.
Mittwoch, 08. Oktober 2025: Reden wir über Essen...
Wetter suboptimal, deshalb Hausmann-Tag eingeplant und Wäsche gewascht. Dabei gemerkt, dass ich jetzt ja eine Küche mit Kochherd habe. Nice!
Denn eines ist in Neuseeland schwierig: Gesund essen, wenn man sich nicht etwas Mühe gibt. Ich habe mir eigentlich nie Mühe gegeben und evtl. ist auch deshalb meine Erkältung noch so wie sie ist.
Was tatsächlich auffällt: In jedem grösseren Dorf ist die Fress-/Shoppingmeile an der Hauptstrasse mit den Big Three des Fast Foods omnipräsent. Ich nenne sie jetzt nicht, aber ja... Gibt es auch in der Schweiz. Entsprechend - und gerade wenn man unterwegs ist - deckt man sich dort ein. Sebstverständlich gibt es durchaus grosse Einkaufsläden, die sortimentmässig alles haben. Ich als Tourist funktioniere halt aber doch so, dass man das nimmt, was übermässig vorhanden, man kennt und einfach transportierbar ist. Das ist dann selten das mit viel Liebe handgemacht Veganer-Tofu-Sandwich.
Heute deshalb den Tag genutzt und kaufe "gesund" ein. Das ganze kostet mich CHF 35 und sollte für zwei Tage reichen. Die Smartphone-Hülle nicht mit eingerechnet, die mir jetzt auch noch das Foto versaut hat, was ich natürlich erst danach merke.
Vom Aussehen ist es gekocht nach dem Motto "Form follows Function", aber die Petersilien und vor allem der Wein sollen davon ablenken.
Wohl bekomms!
Donnerstag, 09.10.2025: Facelifting auf dem Mount Sunday (aka Edoras)
So, zweitletzter voller Tag in Neuseeland. So langsam geht der Fokus wieder heimwärts. Aber bevor das unausweichliche geschieht, nochmals die volle Dröhnung Neuseeland mit einer Tagestour zum Mount Sunday. Der liegt ein paar Kilometer nördlicher vom Lake Tekapo, wo ich vorgestern gewesen bin - aber die Strecke von Christchurch aus ist eine gänzlich andere.
Und - die Kenner wissen es - Mount Sunday war der Filmdrehort von Edoras, welcher im zweiten und auch im dritten Herr-der-Ringe-Film prominent präsentiert wurde. Hier ein Filmausschnitt aus dem zweiten Teil.
Also, im Ausschnitt klotzt Neuseeland schon mal beachtlich und das will ich mit eigenen Augen sehen!
Um 8.30 Uhr geht es los mit einer Gruppe aus 16 Personen - altersmässig bunt durchmischt. Auch nett, dass ich wieder mal Deutsch reden darf. Und wie ich schnell erkenne: Experten an Bord! Auf dem Weg dorthin wird natürlich auf die Entstehungsgeschichte der Filme eingegangen. Der Guide fährt und informiert gleichzeitig - kombiniert mit ein paar Videos.
Das Wetter ist schön, alle haben gute Laune. Vor allem ich, weil ich mal gefahren werde und ich die Umgebung beobachten kann und nicht darauf Acht geben muss. Und ich muss zugeben: Im Nachhinein hätte ich das öfters nutzen sollen.
So geht es rund 2.5h bis zum Mount Sunday. Und was soll ich sagen? Es ist so, wie man es aus den Filmen kennt! Natürlich ohne Edoras, da alle Gebäude nach den Drehs wieder komplett abgebaut wurden. Mount Sunday ist als sogenannter Inselberg quasi mitten in einem sehr breiten Tal, umgeben von hohen, teils schneebedeckten Bergen. Die Position führt unweigerlich dazu, dass man sich wie in einem eisig kalten Lüfter fühlt. Am Gipfel oben - etwa 90m Höhenmeter vom Ausgangspunkt - windet es gemäss Messgerät 80 km/h. Das ist schon heftig. Was man auch fallen lässt, würde man auf jeden Fall ganz unten und ganz weit weg finden.
Vorteil: Alle sehen mindestens zehn Jahre jünger aus, weil die Falten weggeglättet/-windet werden.
Nach dem Abstieg geht es dann zu einem kleinen Lunch und wieder heimwärts. Die ganze Tour hat etwa 9h gedauert und ich muss sagen, es ist wirklich eine lohnenswerte Sache gewesen.
Freitag, 10.10.2025: Ausklingen in Christchurch
Meinen letzten Tag verbringe ich in Christchurch. Das Wetter lädt zum Glück jetzt nicht noch für Ausflüge ein, deshalb fahre ich in das Stadtzentrum und lerne die Stadt etwas besser kennen.
Christchurch wurde 2011 ja von einem heftigen Erdbeben getroffen. Es gab 185 Tote, davon 115 allein in einem einstürzenden Haus. Mehr als 100'000 Gebäude wurden teilweise schwer beschädigt. Davon sieht man zumindest auf dem ersten Blick mittlerweile nichts mehr, aber unser Guide ging gestern darauf noch eingehend ein und erwähnte auch, dass noch nicht alle Schäden gänzlich behoben worden sind.
Tatsächlich muss ich sagen, gefällt mir Christchurch ausserordentlich gut. Riesige, grüne Parks, sehr englisch gestaltet, lassen Christchurch fast ländlich erscheinen. Ist es nicht, denn mit über 400'000 Einwohnern ist es die mit Abstand grösste Stadt der Südinsel und einwohnermässig auch doppelt so gross wie Wellington. Im Vergleich zu Auckland mit 1.5 Millionen Einwohnern aber deutlich kleiner.
Aber die riesigen Parks, die Business-Hochhäuser kombiniert mit der flachen, klassischen Bauweise der Wohnhäusern macht es für mich zumindest auf den ersten Blick noch charmanter als Wellington.
Danach gebe ich mein Auto ab und bereite mich auf die morgige Rückreise vor. Am Sonntagmorgen sollte ich in Zürich eintreffen.
Somit ist der heutige Tag leider der letzte Blogeintrag.
Fazit
Ich spüre doch viel Wehmut, das Ende erreicht zu haben. Die letzten drei Wochen waren ausserordentlich und werden immer in sehr guter Erinnerung bleiben:
- Ich habe an zehn verschiedenen Orten auf der Nord- und Südinsel übernachtet. Vom Hotel in einer Millionenstand bis zum Cottage mitten im Nationalpark.
- Ich war an unglaublich schönen Orten, wie z.B. Lake Tekapo oder Kaikoura, wo ich grosses Wetterglück gehabt habe.
- Ich habe endlich Buckelwale, Seehunde und Glühwürmchen aus nächster Nähe gesehen und fotografiert!
- Ich habe riesige Weiden voller Kühe, Schafe, Pferden, Rehe und was auch immer gesehen!
- Ich habe die Drehorte von Hobbiton, Edoras und Riverdell besucht.
- Ich habe trotz 3'300 selber gefahrenen Kilometern keinen Kratzer geholt, was mich selber erstaunt.
- Ich habe einige Impulse für Ideen und Herausforderungen erhalten, welche ich in Angriff nehmen werde.
Ich habe mir zwar gesagt, dass Neuseeland eine Once-in-a-Lifetime-Reise sein wird, jetzt würde ich das so nicht mehr unterschreiben. Aber ein erneuter Besuch hätte natürlich einen anderen Fokus.
Noch ein Hinweis zu diesem Blogpost: Während der Reise war er quasi ein Tagesbuch, für jene die es interessiert. Und ja, es scheint einige interessiert zu haben, was mich natürlich freut.
Aber ich werde es in einigen Tagen grundsätzlich übearbeiten, anders strukturieren, mit überarbeiteten Fotos, zusätzlichen infos etc. Einfach in einer Form, die auch Jahre später noch funktionieren würde.