Warum die Herr-der-Ringe-Filmtrilogie ein kreativer Höhepunkt ist

Die Filmtrilogie von Herr der Ringe ist mittlerweile über 20 Jahre alt. Für mich haben die Filme ihren Reiz nicht verloren und gehören zweifellos zu den besten Filmen aller Zeiten. Mindestens so spannend sind für mich aber die Produktionshintergründe und die Personen, deren Namen man erst im Abhang liest.

Ende September fliege ich nach Neuseeland und werde dort während drei Wochen Land und Leute kennen lernen.

Wirklich in den Fokus kam mir Neuseeland durch die Herr-der-Ringe-Trilogie von Peter Jackson, welche mittlerweile vor bald 24 Jahren mit dem ersten Teil erschienen sind. Gefilmt hauptsächlich in Neuseeland mit vielen Einheimischen vor und hinter der Kamera. Anlass genug für mich, auf diese drei Filme zurück zu schauen, welche nicht nur die Filmwelt sondern ein ganzes Land prägte - aber auch seine Opfer brachte.

Die Geschichte im Schnelldurchlauf

Tatsächlich waren mir damals die zugrunde liegenden Bücher von J.R.R. Tolkien nicht bekannt. Wer die Geschichte nicht kennt, hier die sehr kurze Zusammenfassung:

In Mittelerde wird der Eine Ring gefunden, ein mächtiges Artefakt, das vom Dunklen Herrscher Sauron geschmiedet wurde, um alle Völker zu beherrschen.

Der Hobbit Frodo macht sich mit seinen Freunden und weiteren Gefährten auf, den Ring im Feuer des Schicksalbergs in Mordor zu zerstören. Die Gemeinschaft zerbricht, als sie von Feinden verfolgt und getrennt wird.

Englisch-Trailer von "Herr der Ringe - Die Gefährten" / Warner Bros. Entertainment

Frodo und Sam setzen ihre Reise nach Mordor alleine fort, während Gollum, ein früherer Besitzer des Rings, sie heimlich verfolgt. Aragorn, Legolas und Gimli kämpfen an der Seite der Menschen von Rohan gegen Sarumans Armee in der Schlacht um Helms Klamm. Gandalf führt Gondor im Krieg gegen Saurons Streitkräfte.

In der entscheidenden Schlacht vor den Toren Mordors lenken die freien Völker Saurons Aufmerksamkeit ab, um Frodo Zeit zu verschaffen. Frodo erreicht den Schicksalsberg, wird jedoch vom Ring überwältigt – doch Gollum entreißt ihm den Ring und stürzt mitsamt ihm in die Lava, wodurch der Ring zerstört wird.

Sauron wird besiegt, Aragorn wird König von Gondor, und Frodo kehrt ins Auenland zurück – aber seine seelischen Narben führen ihn schließlich in die Unsterblichen Lande.

30 Oscars-Nominierungen, 17 gewonnen

Nachdem ich den ersten Teil „Die Gefährten“ gesehen habe, merkte ich schnell, dass hier eine Geschichte auf eine Art und Weise erzählt wird, die einen fast drei Stunden im Kino fesselt und so begann ich damals sowohl die Bücher zu lesen, als auch mich mit den Produktionshintergründen der Filmen zu befassen.

Nach einem Jahr kamen dann „Die zwei Türme“ und ein weiteres Jahr später „Die Rückkehr des Königs“ als krönender Abschluss der Trilogie ins Kino.

Wobei… Ist es eine Trilogie? Letztendlich ist es ein sehr langer Film unterteilt in drei Filme. Mir ist keine weitere Trilogie bekannt, wo die jeweiligen Filmenden und Anfängen des darauf folgenden Teils zeitlich beinahe nahtlose ineinander gehen. Aufgrund der Veröffentlichungszeitpunktes jeweils nach einem Jahr erstaunt auch nicht, dass alle Filme quasi an einem Stück gedreht wurden.

Insgesamt wurden alle drei Filme 30 Mal für einen Oscar nominiert, wovon 17 davon insgesamt gewonnen wurden. Dabei holte alleine „Die Rückkehr des Königs“ in 11 Nominationen alle Oscars - darunter auch in der wichtigsten Kategorie „Bester Film“ (Kino.de, 2021, online). Das alleine beweist schon die ausserordentliche Qualität der Trilogie.

Gewaltige Produktionsaufwand für über neun Stunden Film

Es sei hier explizit erwähnt, dass allen die Kinofassung von allen drei Filmen insgesamt rund neun Stunden dauern.

Jede Minute davon verursachte einen unfassbaren Aufwand, welche sehr detailliert auch in den Zusatzinhalten der Extended Edition auf DVD/Bluray dokumentiert wurden.

Für mich waren gerade diese Dokumentationen mindestens genauso spannend wie der Film selber. Denn da waren unzählige Personen, die an der Vision von Jackson glaubten und mit so einer unglaublichen Energie und auch spürbaren Freude dafür Jahre ihres Lebens hingaben, dass es förmlich ansteckend ist.

Man hatte das Gefühl, ganz Neuseeland arbeitet an diesem Film und natürlich sah man von Anfang an das touristische Potential, welches man damit erschliessen konnte. Die weitläufigen Landschaftsaufnahmen - wenn auch oft digital ergänzt oder neu arrangiert - sind schlichtweg spektakulär!

Perfektes Zusammenspiel von Handwerk und CGI

Obwohl damals schon mittels CGI natürlich möglich, wurden zahlreiche Kulissen in verschiedenen Grössen für Aufnahmen gebaut. Kleinste Details wurden dabei berücksichtigt, sodass sie wirklich glaubhaft wirkten. Das spürt man irgendwie unbewusst als Zuschauer und hebt die Inversion ungemein. Hobbingen z.B. existiert immer noch und ist ein beliebter Ort bei Touristen in Neuseeland.

Vor allem im zweiten und dritten Teil kommen riesige Schlachten vor. Das wäre ohne CGI nicht möglich gewesen. Aber wie will man Zehntausende Menschen, Orks, Pferde animieren? Auf jeden Fall nicht manuell. Also entwickelte man eigens dafür mit MASSIVE eine Software, welche Animationen und KI kombiniert und so ein realistisches Kampfverhalten der Schlachtteilnehmer generierte. Es sei nochmals daran erinnert, dass wir hier von anfangs der 2000er-Jahren reden.

Diese Beispiele zeigen, wie sehr traditionelles und digitales Film-Handwerk miteinander funktionieren und etwas erschaffen können, was auch Jahrzehnte nach der Veröffentlichung absolut funktioniert und bestens gealtert ist (CRB, 2025, online). Und genau deshalb schreibe ich, dass es ein kreativer Höhepunkt ist und nicht war.

Bild aus Hobbiton in Neuseeland
Hobbiton in Neuseeland, Bild von Candice auf Pixabay

Einmalige Konstellation in der Filmgeschichte

Die Einmaligkeit so einer glücklichen Konstellation zeigte sich einige Jahre später, wo Jackson, mehr gezwungen als freiwillig, die Regie der Hobbit-Trilogie übernahm, da der dafür vorgesehene Regisseur aufgrund von Schwierigkeiten der Produktionsfirma abgesprungen ist. Jackson sollte also die Filme retten und er war sich von Anfang an bewusst war, dass die Herausforderungen diesmal ganz andere waren als damals bei der ersten Trilogie. Anstatt der monatelangen, sorgfältigen Vorbereitung wie bei "Herr der Ringe" war diesmal viel Improvisation gefragt (Filmstarts, 2015, online).

Zu den erdrückenden Rahmenbedingungen des Studios kamen dabei auch die Adaption des Buches, welches alleine schon vom Umfang her nicht genug Stoff für eine weitere Trilogie bieten kann. Die Geschichte musste also zwangsläufig ausgeschmückt werden und in die Länge gezogen werden, statt sie auf das wesentliche herunter zu brechen.

Und ja, die Filme fühlten sich auch anders an. Personen vor und hinter der Kamera waren teilweise die selben, Drehorte ebenso. Nur: Die Liebe zu der Geschichte, zu den Charakteren und zu vielen Details ging dem ständigen Druck des Studios spürbar verloren. Der deutlich gestiegene CGI-Anteil war erkennbar und auch ein Beleg dafür, dass Zeit und nicht Qualität der wichtigste Produktionsfaktor war. Dabei sind es beileibe keine schlechten Filme, aber sie werden als Vorgeschichte zwangsläufig mit der Herr-der-Ringe-Trilogie verglichen.

Dieses Scheitern auf hohem Niveau der Hobbit-Trilogie vergrössert letztendlich noch mehr die Achtung der Leistung aller beteiligten Personen der Herr-der-Ringe-Trilogie. Produziert weit weg von Hollywood in einem Land mit lediglich 5 Mio. Einwohnern, getragen von Leuten, die positiv verrückt sind und all ihre Fähigkeiten mit einbrachten um drei der wohl besten Filmen aller Zeiten gemeinsam zu erschaffen.

Quellen

Bild- und Videoquellen

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